Rückmeldung Sitemap VCD-Feed

Sie sind hier: VCD Regionalverband Hall-Heilbronn-HohenlohePresse2010Ausschreibungen Frankenbahn

Frankenbahn und Stadtbahn-Verkehre müssen nach Gerichtsurteil ausgeschrieben werden

Presseinformation Nr. 4/2010, Heilbronn, 26. Juli 2010

Der ökologische Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) betrachtet den aktuellen Fahrplan der Landesregierung für die Vergabe von Aufträgen im Schienen­personen­nahverkehr (SPNV) als hinfällig. Dies ist die Konsequenz eines Urteils des Ober­landes­gerichts Düsseldorf. Demnach dürfen keine SPNV-Leistungen mehr ohne öffentliche Ausschreibung an Verkehrsunternehmen vergeben werden. „Die Bundes­länder werden damit gezwungen, SPNV-Aufträge grundsätzlich europaweit aus­zu­schreiben“, erläutert der VCD-Landesvorsitzende Matthias Lieb. Das Instrument der Direktvergabe habe damit endgültig ausgedient. Dies betrifft auch den Stadtbahn- und Regionalverkehr rund um Heilbronn, der bislang ausschließlich von der Deutschen Bahn (DB) sowie der Albtalverkehrsgesellschaft auf Grundlage undurch­sichtiger Verträge betrieben wird.

Die Landesregierung plane derzeit, besonders ertragreiche Regional­verkehrs­strecken wie die Frankenbahn unter Umgehung fairer Wettbewerbs­verfahren auch nach 2016 direkt an die DB zu vergeben. „Solche Verfahren sind nicht transparent und haben immer einGschmäckle“, sagt Matthias Lieb. Nach dem jüngsten Gerichtsurteil könnten DB-Konkurrenten mit großer Aussicht auf Erfolg gegen solche Direkt­vergaben und die Verschwendung von Steuergeldern klagen.

Nach Ansicht des VCD muss die Landesregierung ihren Wettbewerbsfahrplan für die Zukunft des SPNV in Baden-Württemberg umgehend überarbeiten. „Der Regional­verkehr muss –wie vorgesehen –in sinnvolle Netze und Strecken aufgeteilt werden und dann ohne Ausnahme in Wettbewerbsverfahren ausgeschrieben werden“, erklärt Matthias Lieb. Nur so hätten alle interessierten Bahnunternehmen gleiche Chancen, nur so würde sich das beste Konzept durchsetzen, und nur so könnten die Fahr­gäste auf der Frankenbahn und anderen Strecken dauerhaft mit einem attrak­ti­ven und bezahlbaren Schienennahverkehr bedient werden.

Nach einer solchen Ausschreibung wird sich nach VCD-Meinung zeigen, dass auch ein S-Bahnverkehr zwischen Heilbronn und Osterburken mit Stadtbahnen wirt­schaft­lich zu betreiben ist.

Matthias Lieb: „Wettbewerb im Schienenverkehr führt wie überall in der Wirtschaft zu besseren Angeboten bei geringeren Kosten. Die Strecke Passau –München zeigt, wel­ches Sparpotenzial die Landesregierung ungenutzt lässt. Während die DB dort in der Vergangenheit 8,50 Euro pro Schienenkilometer kassiert hat, fährt sie nach gewonnener Aus­schreibung für 75 Cent pro Kilometer.“ In Baden-Württemberg koste der durch­schnitt­liche Schienenkilometer aber immer noch mehr als 8,- Euro.

Zum Beschluss des Vergabesenats am Oberlandesgericht Düsseldorf vom 21.7.2010, Aktenzeichen VII-Verg 19/10: