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Auf Fahrpreiserhöhung im HNV verzichten

Presseinformation Nr. 2/2008, Heilbronn, 11. November 2008

Öffentlicher Verkehr (ÖV) muss attraktiver statt teurer werden – Preissteigerungen im HNV von 44 Prozent

Der Umwelt- und Verbraucherverband Verkehrsclub Deutschland e. V. (VCD) fordert den Heilbronner-Hohenloher-Haller Verkehrs­verbund (HNV) auf, auf die erneuten massiven Preis­erhöhungen zum Jahresende zu verzichten. Energiekosten sinken, Fahrgastzahlen in der Region steigen.

Matthias Lieb, VCD-Landesvorsitzender in Baden-Württemberg: „Es kann nicht sein, dass immer nur der Fahrgast, der die Umwelt schont und das Klima schützt, als Melkkuh der Nation herhalten muss. Um rückläufige Zuschüsse des Steuerzahlers und steigende Kosten auszugleichen, sollten Verbünde und Verkehrsunternehmen – durchaus notwendige – Mehreinnahmen anstatt durch höhere Preise besser durch mehr neue Fahrgäste erzielen."

Angesichts hoher Sprit- und Energiepreise steigen immer mehr Menschen auf den Öffentlichen Verkehr (ÖV) um. Diese neuen Kunden müssen nach VCD-Meinung durch attraktive Tarife und guten Service langfristig gebunden und nicht gleich wieder durch Preiserhöhungen verschreckt werden. Matthias Lieb: „Der Kunde muss einen Mehrwert davon haben, wenn er das Auto stehen lässt und das Klima schont." Erst jüngst hatte der HNV über massiv gestiegene Fahrgastzahlen und zahlreiche Neukunden auf der Stadt­bahn-Strecke Heilbronn – Öhringen berichtet. „Diese neuen Kunden bringen auch frisches Geld in die Kasse des Verbundes", sagt Lieb. Auch die Kommunalpolitik sei gefordert, Preiserhöhungen nicht immer brav abzunicken, sondern die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger nach einer bezahlbaren, umweltfreundlichen Mobilität ernst zu nehmen. Im Stuttgarter VVS etwa sei die geplante Preiserhöhung auf Drängen der Stadt- und Regionalpolitik abgemildert worden.

Der VCD lobt ausdrücklich andere erfolgreiche Verbünde in Baden-Württemberg: Der Karlsruher Verkehrs­verbund hat eine neue preisgünstige Jahresnetzkarte eingeführt, auch in Pforzheim konnte der VPE zwei Jahre lang durch steigende Fahrgastzahlen auf Preiserhöhungen verzichten. Sehr erfolgreich ist auch TUTicket in Tuttlingen. Matthias Lieb: „Auf Grund erfolgreichen Wirtschaftens musste dieser Verbund seit fünf Jahren erst einmal die Preise erhöhen und senkt Familientarife sogar bis zu 23 Prozent.

Zum Vergleich: Im Heilbronner Verkehrsverbund (HNV) verteuerte sich das Ticket für eine Fahrt über zwei Zonen seit 1998 von 3,40 DM (1,74 Euro) auf zuletzt 2,50 Euro. Matthias Lieb: „Das entspricht einer Preissteigerung von gut 44 Prozent in zehn Jahren und liegt jenseits inflationsbedingter Anpassungen oder wirt­schaft­lich nachvollziehbarer Maßstäbe.

Verkehrsverbünde und Verkehrsunternehmen müssen nach VCD-Meinung endlich Ideen entwickeln, um durch attraktive Tarife mehr Kunden zu locken. Vielerorts sind die Möglichkeiten längst noch nicht ausgereizt, den Öffentlichen Verkehr effizienter zu organisieren und kundenfreundlicher zu gestalten. Der VCD nennt verschiedene Maßnahmen:

  • Kurse in energiesparender Fahrweise
  • Der Einsatz moderner und spritsparender Fahrzeuge oder mit alternativen, umweltfreundlichen und sparsamen Antrieben
  • Ermäßigte Fahrkarten außerhalb der Stoßzeiten
  • Durch die Kooperation von kleinen Verkehrsverbünden oder durch moderne E-Ticketing-Systeme kann der Verwaltungsaufwand deutlich reduziert werden

Matthias Lieb: „Nicht jeder kleine Verkehrsverbund braucht seine eigenen Haltestellenschilder, sein eigenes Fahrplandesign oder sein spezielles Tarifsystem. Es gibt inzwischen genug Erfahrung und professionelle Lösungen zur Organisation eines effizienten und kostengünstigen ÖVs.

Neben technischen Maßnahmen sind nach VCD-Ansicht jedoch am wichtigsten: Eine kompetente Planung mit regelmäßigem Taktverkehr, sinnvoll vernetzte und aufeinander abgestimmte Fahrpläne sowie ein offensives und kreatives Marketing, um neue Kunden zu gewinnen und damit die Auslastung der Fahrzeuge deutlich zu verbessern.

Solange etwa im Landkreis Heilbronn Bahnhöfe wie Neckarsulm oder Bad Wimpfen nicht an das Busnetz angebunden oder zwischen Neckarsulm und Heilbronn Stadt- und Regionalbusse nicht sinnvoll vernetzt seien, gebe es nach VCD-Meinung offensichtlich noch genug Potenzial, Kosten zu sparen anstatt nur phantasielos jedes Jahr die Preise zu erhöhen.

Hintergrund: Laut Statistischem Bundesamt haben sich zwischen August 2000 und August 2008 die Preise im ÖV um 36,3 Prozent erhöht. Die Preise für den Kauf und Unterhalt von Kraftfahrzeugen stiegen lediglich um 25,2 Prozent, die durchschnittlichen Verbraucherpreise gar nur um 15,6 Prozent.

Im Heilbronner Verkehrsverbund (HNV) verteuerte sich das Ticket für eine Fahrt über zwei Zonen (z.B. von einem Nachbarort wie Weinsberg nach Heilbronn, Entfernung ca. 6 Kilometer) in den letzten 10 Jahren von 3,40 DM (1,74 Euro) auf zuletzt 2,50 Euro. Das entspricht einer Preissteigerung von gut 44 Prozent. Eine Monatskarte für zwei Zonen verteuerte sich seit 1998 von 75 DM (38,40 Euro) auf 48,50 Euro (Preissteigerung über 26 Prozent).

Zum Vergleich: In Berlin kann mit einem Einzelfahrschein zum Preis von 2,10 Euro die Stadt auf Strecken von über 30 Kilometern Länge innerhalb von zwei Stunden durchquert werden. Auf Bundesebene fordert der VCD auch von der Deutschen Bahn AG, die zum Jahreswechsel geplante Tariferhöhung wegen sinkender Energiekosten und schlechtem Kundenservice zurückzunehmen.


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